„Machst du das jetzt zur neuen Weihnachtstradition, kurz vor Heiligabend durch strömenden Regen Fahrrad zu fahren?“, fragt Gott.
Gott lehnt am Türrahmen der Kellertür und guckt amüsiert. Ich bin gerade dabei, die Regensachen auszuziehen und zum Trocknen über mein Fahrrad zu hängen.
„Hey Gott“, sag ich. „Für das Wetter an Weihnachten bin ich nun wirklich nicht zuständig.“
„Kleiner Scherz“, sagt Gott.
„Weiß ich doch“, sag ich. „Hilfst du mir, den Christbaumschmuck herauszuholen?“
„Gern“, sagt Gott. „Lass mal gucken.“
Ich hole die Kiste mit dem alten Schmuck aus dem Regal und die Schachteln mit den bunten Kugeln aus dem Schrank. Gott schaut in die Kiste.
„Krass, das sind nun schon über 20 Jahre, seit ich diesen Glitzermond beim Wichteln bekommen habe“, sag ich. „Und da sind die Olivenholz-Sterne aus Betlehem.“ Ich wickele das Seidenpapier vorsichtig auseinander.
„Das magst du“, sagt Gott und lässt einen aus Gesangbuchpapier gefalteten Engel vom Finger baumeln.
„Ja“, sag ich. „Da sind Erinnerungen dran und so. Und du?“
„Ich seh das, wenn die Sterne und Engel und alles euch ein geborgenes Gefühl machen“, sagt Gott.
„Dann ist es auch ok, wenn wir Weihnachten trotzdem manchmal schwierig finden“, sag ich. „Oder anstrengend.“
„Klar“, sagt Gott. „Auch wenn es mir für euch lieber ist, wenn ihr es leicht habt.“
„Da sagst du was“, sag ich.
„Ja“, sagt Gott. „Ist gerade so eine Sache, oder.“
„Es ist so eine Dauerkrise“, sag ich. „Und es ist noch so offen, wie das alles ausgeht. Wie wir das hinkriegen.“
„Ja“, sagt Gott. „Das ist so mit Krisen.“
„Du meinst, wenn wir wüssten, wie es ausgeht, wäre es keine Krise?“, frag ich.
„Kompakt zusammengefasst“, sagt Gott.
Ich wickele die Sterne wieder ein und packe sie zurück in die Kiste.
„Die haben mich jetzt schon lange begleitet“, sag ich. „Das werden sie auch weiterhin tun.“
„Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Gott.
„Ja“, sag ich. „Ich versuch, dran zu denken.“
„Kann ich noch was für dich tun?“, fragt Gott.
„Wie wärs mit dem Weltfrieden?“, frag ich.
„Ach Herzchen“, sagt Gott.
„Ich weiß“, sag ich. „So einfach ist das nicht.“
„Leider nicht“, sagt Gott. „Aber ich lasse euch nicht. Ok?“
„Ok“, sag ich.
„Dann hab es mal gut“, sagt Gott. „Und frohe Weihnachten.“
„Dir auch frohe Weihnachten“, sag ich. „Bis bald mal wieder. Und Amen.“
Annette Jantzen
Vielleicht geht es dir ja auch so, dass das mit Weihnachten dieses Jahr nicht so leicht ist. Die Krise oder besser die gefühlte Dauerkrise hat uns alle im Griff. Nicht wenige sind in diesen Tagen am Limit und froh, wenn es endlich mal ein paar Tage ruhig wird und wir zu uns kommen können. Das spüren wir auch bei den vielen Engagierten bei Zeitfenster.
Umso dankbarer sind für das wir im letzten Jahr trotzdem alles miteinander geschafft haben, für die vielen treuen und neuen Menschen bei unseren Zeitfenster-Angeboten, für jede und jeden, die ihre Zeit und Kraft eingesetzt haben, damit wir hier in Aachen etwas davon zeigen konnten, dass G*tt uns nicht lässt.
Jetzt wollen wir Weihnachten feiern, damit wir die Kraft nicht verlieren und die Zuversicht behalten, dass G*tt in dieser Zeit so verlässlich mit uns ist, wie in den „Gott und ich“-Geschichten. Genieße die Zeit zwischen den Jahren, in denen manche sich auch in den Rauhnächten auf das neue Jahr einstimmen. Es ist die Zeit, in der das in uns reifen kann, was nächstes Jahr wachsen und blühen soll. Und so freuen wir uns auf das neue Jahr mit dir, auf gemeinsame Zeit, kreative Aktionen, verbindendes Engagement und berührende Momente.
Für das Zeitfenster-Board
Annette und Jürgen